Gehirngerechte Lernmethoden

Was sind nun diese „gehirngerechten Lernmethoden“, durch die wir Informationen scheinbar mühelos ins Gehirn aufnehmen können ?
Der Fachausdruck für diese Technik lautet Mnemotechnik. Dieser etwas sperrige Begriff ist ein Kunstwort, das sich aus zwei altgriechischen Begriffen für „Erinnerung“ und „Kunst“ zusammensetzt. Mit anderen Worten: „Die Kunst des Erinnerns“.

Ist das jetzt etwas neues ?

Nein, ganz im Gegenteil. Schon die alten Griechen verwendeten Techniken wie die Loci-Methode, um sich eine Fülle von Informationen einzuprägen. Damals waren Bücher unglaublich teuer, daher mussten Gelehrte viele Dinge auswendig lernen. Selbst Cicero, der berühmteste Redner im antiken Rom, konnte sich mithilfe solcher Techniken stundenlange Reden merken. Und das ist nun auch schon wieder gut 2000 Jahre her…

Wie funktioniert diese Technik ?

Das Prinzip basiert auf der Funktionsweise unseres Gehirns. Unser Gehirn arbeitet nicht wie ein Computer, der dazu entwickelt wurde, große Mengen an Daten schnell und mechanisch zu verarbeiten. Vielmehr hat das Gehirn sich im Laufe der Evolution entwickelt, geprägt von tausenden Jahren an Erfahrungen und Anpassungen, primär mit dem Ziel des Überlebens.

Unser Gehirn mag es nicht, Dinge einfach auswendig zu lernen. Reines Einpauken langweilt unser Gehirn und es neigt dazu, schnell abzuschweifen. Nach langem Wiederholen gibt das Gehirn schließlich nach und speichert vielleicht doch etwas ab – mehr aus „Mitleid“, weil wir uns so angestrengt haben. Aber dieser Prozess ist langwierig und mühsam, oft bekannt als „Pauken“.

Unser Gehirn lernt viel lieber auf interessante, spannende und kreative Art und Weise. Es bevorzugt Informationen, die in Geschichten mit lebhafter Fantasie, farbenfrohen Bildern, Animationen und Klängen verpackt sind. Am besten sind emotionale und ungewöhnliche Inhalte – Dinge, die „merkwürdig“ sind. Unser Gehirn liebt es besonders, neues Wissen mit vorhandenem Wissen zu verknüpfen, um es richtig einordnen und integrieren zu können. Genau hier setzen gehirngerechte Lernmethoden an. Sie präsentieren Informationen in fesselnden Geschichten mit aufregenden, farbenfrohen Bildern und stimmungsvollen Klängen.

Mit solchen Techniken kannst Du Informationen deutlich schneller und nachhaltiger lernen als durch eintöniges und langweiliges Auswendiglernen.
Auch Merksätze, „Eselsbrücken“, Gedichte und Reime fallen in diese Kategorie. Wir verwenden solche Konstrukte praktisch täglich, um uns verschiedene Dinge einzuprägen.
Du kennst vielleicht die „Formel“, um sich alle Planeten unseres Sonnensystems zu merken:

Merkur Venus Erde Mars Jupiter Saturn Uranus Neptun (von der Sonne aus)
Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel.

Ein Reim, um die Begriffe konkav und konvex zuzuordnen:
Der Bauch des Direx ist konvex.

„Kein“ Mensch könnte sich solche Dinge ohne Merkhilfen einprägen …

Ein einfacher Selbstversuch

Versuch bitte, Dir folgende 7 Dinge zu merken:

  1. Brille
  2. Flugzeug
  3. Giraffe
  4. Hut
  5. Wiese
  6. Krawatte
  7. Rettungsreifen

Hast Du es geschafft ? Tatsächlich ?

Menschen können in etwa 7 Dinge, sogenannte Chunks, gleichzeitig im Kurzzeitgedächtnis aufnehmen. Manche etwas weniger, andere etwas mehr. Allerdings eben nur für eine kurze Zeit.

Einfacher geht es mit gehirngerechten Methoden. Beispielsweise, die Dinge in eine merkwürdige Geschichte verpacken:

„Ein Flugzeug mit aufgesetzter Brille und einem Rettungsreifen um den Rumpf landet auf einer Wiese. Auf dem Flugzeug steht eine Giraffe mit Krawatte und Hut.“

Stell Dir diese Szene nun bildlich vor …

Vermutlich eine „merkwürdige“ Szene ähnlich dieser hier …

Du wirst dieses Bild sicher so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommen …

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